Letzte Aktualisierung: 29. Oktober 2025
Eine Thematik, die aktuell viele Menschen beschäftigt
Weltweit greifen inzwischen Millionen Menschen zu sogenannten GLP-1- oder GIP-Medikamenten wie Wegovy, Ozempic oder Mounjaro (Wirkstoff Tirzepatid), um Gewicht zu reduzieren oder einen Diabetes besser zu kontrollieren.
Während die Gewichtsabnahme oft beeindruckend ist, tauchen immer häufiger Berichte über Haarausfall während oder nach der Behandlung auf. Inzwischen diskutieren auch Fachleute, ob diese sogenannten „Abnehmspritzen“ tatsächlich das Haarwachstum beeinflussen könnten.
Gesichert ist bislang nur eines: Die Hinweise mehren sich, doch eine klare wissenschaftliche Ursache-Wirkungs-Beziehung wurde bisher nicht bestätigt. Beobachtet wurde aber, dass manche Anwender über vermehrten Haarverlust (Shedding) berichten – meist zeitlich parallel zu einer raschen Gewichtsabnahme.
Was bisherige Studien und Beobachtungen ergeben
Die bisherige Studienlage ist noch dünn. In klinischen Untersuchungen zu Semaglutid (Wegovy) und Tirzepatid (Mounjaro / Zepbound) wurde bei rund 2-7 % der Teilnehmenden Haarausfall gemeldet – mit höherer Häufigkeit bei Frauen. Sowohl die FDA als auch die EMA haben „Haarausfall“ inzwischen in ihren Auflistungen der Nebenwirkungen aufgenommen.
Die meisten Forschenden gehen jedoch davon aus, dass der Haarverlust indirekt entsteht – also nicht durch die Substanz selbst, sondern durch die schnelle Gewichtsabnahme und die damit verbundenen körperlichen Veränderungen.
Weshalb Gewichtsabnahme einen Einfluss auf die Haare & Haarausfall haben kann
Ein häufig beobachtetes Phänomen ist der reaktive Haarausfall, medizinisch als Telogenes Effluvium bezeichnet. Dabei geraten zahlreiche Haarfollikel gleichzeitig in die Ruhephase, was rund zwei bis drei Monate nach einem körperlichen oder hormonellen Stressereignis zu verstärktem Haarausfall führt. Typische Auslöser sind schneller Gewichtsverlust, Operationen oder akute Erkrankungen.
Dieser Zustand ist in der Regel temporär. Sobald sich der Körper an die neue Situation angepasst hat und ausreichend Nährstoffe zur Verfügung stehen, wächst das Haar meist wieder nach.
Mögliche Rolle von Nährstoffdefiziten
Viele Patienten berichten, dass sie während der GLP-1-Therapie weniger Appetit verspüren oder aufgrund von Übelkeit deutlich weniger essen. Dadurch kann es leicht zu einem Mangel an Eiweiß, Eisen, Zink, Vitamin D oder B-Vitaminen kommen – Nährstoffe, die für gesundes Haarwachstum essenziell sind.
Deshalb sollten alle, die über einen längeren Zeitraum viel Gewicht verlieren, regelmäßig ihre Blutwerte checken lassen und auf eine ausgewogene, proteinreiche Ernährung achten, damit die Haarfollikel genug Nährstoffe bekommen.
Wie wirkt sich das auf die Betroffenen nach einer Haartransplantation aus?
Derzeit existieren keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die zeigen, wie GLP-1-Medikamente auf durch eine Haartransplantation verpflanzte Haare wirken. Rein hypothetisch ist es vorstellbar, dass auch diese Haare vorübergehend betroffen sein könnten, wenn der Körper sich durch raschen Gewichtsverlust in einer Stress- oder Mangelphase befindet.
Als unabhängiger Berater beobachte ich das Thema mit großem Interesse, denn bislang liegen dazu keine Erfahrungsberichte aus der Praxis vor. Ob transplantierte Haare bei einigen Patienten ebenfalls vorübergehend ausfallen, bleibt abzuwarten.
Auch wenn ein sogenanntes „Shedding“ auftritt, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass die Haartransplantation gefährdet ist. In den meisten Fällen regenerieren sich die Follikel, sobald der Körper wieder ausreichend versorgt ist und sich stabilisiert hat.
Schlussfolgerung aus über 20 Jahren Beratung
Aktuell besteht kein Anlass zur Sorge, wohl aber zur Beobachtung. Jeder, der solche Arzneimittel wie Ozempic, Wegovy oder Mounjaro einnimmt – egal ob vor oder nach einer Haartransplantation – sollte:
- den Gewichtsverlust moderat und gezielt gestalten,
- auf eine hinreichende Nährstoff- und Eiweißzufuhr achten,
- bei sichtbaren Haarausfall einen Arzt oder Dermatologen aufsuchen, um sich untersuchen zu lassen.
- und dem Organismus ausreichend Zeit zur Erholung geben.
Gerade bei Patienten, die eine Haartransplantation in Zukunft planen oder kürzlich durchgeführt haben, ist dieser Punkt sicher relevant. Es wird sicher interessant sein zu sehen, welche Erkenntnisse und Erfahrungsberichte in den nächsten Jahren noch dazukommen werden.
Aktuelle Studien & Quellen (letzte Aktualisierung: 29. Oktober 2025)
- Rojas Lopez et al. (2025):
 Alopecia as an Emerging Adverse Effect Associated With Glucagon-Like Peptide-1 Receptor Agonists.
 Scoping Review.
 PubMed Central
- MedRxiv Preprint (2025):
 Risk of Hair Loss with Semaglutide for Weight Loss.
 medRxiv.org
- Godfrey H. (2024/2025):
 Alopecia associated with the use of semaglutide and tirzepatide: A disproportionality analysis using FAERS.
 J Eur Acad Dermatol Venereol.
 PubMed
- Lilly Zepbound Clinical Data:
 SURMOUNT-Studien (Phase 3). Haarausfall ca. 4 – 7 % unter Zepbound vs. ≈1 % Placebo.
 zepbound.lilly.com
- EMA Produktinformation Wegovy:
 Haarausfall ca. 2,5 % unter Semaglutid vs. 1,0 % Placebo.
 EMA.europa.eu
- Drugs.com Übersicht (2025):
 Can Ozempic, Wegovy or Mounjaro cause hair loss?
 Drugs.com
- Healthline (2025):
 GLP-1 Drugs May Cause Hair Loss – Experts Explain Why.
 Healthline.com
Anmerkung: Die derzeit verfügbaren Informationen basieren hauptsächlich auf Beobachtungen, Erfahrungsberichten und vorläufigen Studien. Ein direkter Zusammenhang zwischen GLP-1/GIP-Medikamenten und Haarausfall ist wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen. Es gibt auch keine spezifischen Studien über die Auswirkungen auf transplantierte Haare durch eine Haartransplantation.
 
			